Ich mutiere nicht dazu. Diese Einstellung habe ich schon ewige Zeiten! Du erinnerst dich vielleicht noch an die Diskussion um Ulis GS/E-Coupé? Meine Kritik an dem Wagen war nicht, wie mir von meinen Gegnern immer wieder in den Mund gelegt wurde, dass der Wagen handwerklich schlecht ausgeführt wurde. Meine Kritik war, dass der Wagen nicht das ist, was er vorgibt zu sein. Schon damals habe ich gesagt, dass ein originaler Wagen in meinen Augen bis zur Isolierung des letzten Kabels original zu sein habe, wenn behauptet wird, er sei original. Diese Diskussion war 2002/03 oder so. Das war noch verhältnismäßig lange vor Erscheinen der Oldtimer Markt 01/2009!Klingonen-Thomas hat geschrieben:Thorsten, ich stelle mit etwas Erschütterung fest, daß Du diesbezüglich zum Obererbsenzähler mutierst. Man hätte Dir die eine Oldtimer-Markt-Ausgabe vorenthalten sollen *gequältlach*
Es ist sicher eine Frage der Grenzziehung zwischen Authentizität und Fahrfähigkeit. Die muss im Einzelfall entschieden werden – auch unter Berücksichtigung von Seltenheit des Fahrzeugtyps (man beachte die Unterscheidung zwischen Typ und Ausführung).
Von mir wird immer verlangt, dass ich jede geistige Blähung eines Kustom-Kaspers zumindest toleriere. Warum wird Toleranz von vielen Leuten der Kustom-Fraktion als Einbahnstraße gesehen? Wer ist denn in Wahrheit der intolerante Teil der Oldtimer-Szene?!?
uiii-uiii- ne Kotflügelschraube, die mit modernen Fertigungsmethoden hergestellt wurde.....ganz ehrlich: Geht's noch????
Das kommt ganz auf den Anspruch an, den man an das Fahrzeug hat. Wie die berühmte Made auf dem eigenen Speck glaubst du, die Vorstellungswelt um einen Oldtimer erschöpfe sich mit der Fahrfähigkeit des Wagens. Das ist aber nicht so. Es ist ein Aspekt im Themenfeld "Oldtimer" – mehr nicht!Klingonen-Thomas hat geschrieben:Für ne Mühle, die in irgeneiner Museumsecke verschimmelt, mag das okay sein, aber die Oldtimerei macht eigentlich erst Sinn, wenn man dies auch "erfahren" kann. Ein Auto das nicht fährt - ist sein Geld nicht wert!
Historisch wertvoll sind Abbildungen einer Ära, die in dieser Ära entstanden sind. Abbildungen einer Zeit, die mit einigen Jahrzehnten Abstand zu dieser Zeit entstanden sind, sind zwangsläufig ein durch die Brille der Gegenwart verklärter Blick auf die Vergangenheit. Um tiefergehende Ableitungen als das reine Aussehen zu treffen, sind sie ungeeignet (und oft reicht es nicht einmal dazu)!Klingonen-Thomas hat geschrieben:Leuten aber nachzusagen, ihre Fahrzeuge wären historisch wertlos, weil es da halt nicht ganz so ist, ist schon starker Tobak. Und jemanden, der solche Schrauben ersetzt hat, mit einem 345er-Schlappen-Kirmestuner auf eine ähnliche Ebene zu setzen, ebenso....
Es geht nicht um den Fertigungszeitraum, sondern um die Fertigungsmethoden, die zu einem Produkt geführt haben.Klingonen-Thomas hat geschrieben:Dein Rekord braucht doch auch etwas Schweißarbeit oder? Wird der Wagen historisch wertlos, weil es notwendig ist, ein zwei neue Stücke Blech einzusetzen? Oder suchst Du dann beim Stahllieferanten nach Blechtafeln mit dem Prägejahr 1968?
Naja, wer nicht verstehen will, versteht auch nicht! Trotzdem zum x. mal die Erklärung meiner Position (vielleicht ist ja doch irgendwann jemand willens die Position zumindest verstehen zu wollen): Im Prinzip habe ich nichts dagegen, wenn jemand einen Wagen so baut, wie er ihm gefällt. Aber man soll sich doch bitte bewusst sein, dass ein renovierter Wagen (auch wenn er original aussieht) mit einem wirklich originalen Fahrzeug abgesehen von der äußeren Erscheinung weniger Gemeinsamkeiten hat, als mit einem Custom-Fahrzeug auf Basis des selben Modells.
Jede Schraube, jede Schlauchschelle und jeder Zentimeter Kabel gehören zu dem Originalzustand. Mit dem Originalzustand ist es ähnlich wie mit einer Schwangerschaft: Ein bisschen schwanger gibt es nicht.
Es gibt zwar unterschiedlich starke Abweichungen vom Originalzustand, aber es gibt nur einen einzigen Originalzustand. Es ist um jeden Millimeter schade, um den abgewichen wird. Wenn Abweichungen unumgänglich sind, dann am Besten mit den Arbeitstechniken (und im Idealfall mit den Werkzeugen) die damals verfügbar waren!
Das ist mein Anspruch/mein Idealbild eines originalen Oldtimers. Vermutlich werde ich da Ideal nicht erreichen, aber ich versuche mich zumindest so weit wie möglich daran anzunähern.
Viele Grüße,
Thorsten